Kein Nachruf - sondern ein Weckruf
Mein Opa war ein ganz einfacher Mensch. Maurer von Beruf und Herz und eine Seele von Mensch.
Hatte immer für jeden und alle ein offenes Ohr. Er hat immer von früh bis spät gearbeitet und war
immer im Haus ums Haus im Garten und wo auch immer was zum Malern, zum Mauern oder zum
verputzen war, Opa Bert stand zur Stelle. In den letzten Jahren machte leider einige unschöne
Begleiterkrankungen und Lebensschicksale sein Leben schwer. Erst verstarb 2015 meine Oma,
seine Frau Berta, nach langer Krankheit. ER hatte damals zu mir gesagt, " Sie war halt 63 Jahre
mein Mädl!". Da steckt alles drin. Dann a bisserl Krebs , ab bisserl Kopf. Aber das , für uns
Angehörigen das Schlimmste war seine Demenz. Nicht dass es für ihn schlimm war, nur wer weiß
um was es geht weiß, dass man einen dementen Menschen, alleine oder zu zweit, nicht händeln kann
, wenn nicht 24 Std. vor Ort ist. Somit verbrachte "da Bert" die letzten beiden Lebensjahre im
Altenheim Massing, in dem er so viele Freunde, liebevolle Pfleger hatte , mit denen sie selber
sehr viel spass hatten.
Wenn er dann immer von früher erzählt hatte, die Heirat mit seiner Berta, die schwierig war, weil
nicht alle einverstanden waren. Er als Kostkind nach von zu Hause abgegeben, immer alleine
schauen musste dass es weitergeht. Mit einer Ausdauer und Motivation die für mich eine schier
übermenschliche Energie an den Tag legen musste. Die Zeiten von denen er mir erzählt hatte, wo
er endliche ein Fahrrad nach dem Krieg bekam, denn er musst immer früher von den Baustellen
gehen wie andere, weil er teilweise 2 Std. Fußmarsch hatte. Als beim Neubau des Fischbräu Saales
ein nicht entfernter Baum übers Eck mit eingemauert wurde. Oder Sturz der Bühne , der nicht auf
das Niveau des Bühenbodens sondern des Saalbodens gemessen wurde. Der Wechsel von der
Firma Rembeck zum Harlander . Es gibt so viele Geschichten. In letzter Zeit war dann natürlich
auch das Thema Corona und das Klima präsent. Erzählt man ihm natürlich auf davon , was draußen
so abgeht. Er meinte nur "Da musst erst mal so alt werden wir ich, damit du erkennst, dass alles
schon mal da war!". Trotz Demenz steckt da viel Weisheit drin. Oder einmal auf seiner Zweitlieblingsbank
(Seine Lieblingsbank war die am Friedhof bei seiner Frau die er selber kaufen musste , weil die
Gemeinde selber nicht auf die Idee kam da eine hinzustellen ), ging einer vorbei , der wohl eine
Wanduhr getragen hat. Lustig und freundlich wie mein Opa war, hat er immer alle angesprochen,
so auch den Herren mit den Worten "geht de Uhr no?, (sagte der Mann: JA), ja denn gehts ja olle
zwoa!".Und dazu gäbe es noch so viele Geschichten zu erzählen.
Gesundheitlich war es immer ein Drahtseilakt. So oft es ging, gingen wir spazieren , immer wenn
möglich draussen. Die Corona Zeit machte alles sehr schwer. Letzten Winter schon mal eine
Quarantäne Zeit von fast 4 Wochen, wo man nicht rein durfte. Und man muss getestet sein oder
geimpft dann zum Schluss. Aber er wollte eh immer raus. Er winkte schon mit Hut und Sakko wenn
man nur mit dem Auto auf den Parkplatz rollte. Und die Zeit blieb stehen, wenn man mit ihm spazieren
ging. Wenn der Arbeitstag, das Leben an sich gerade hecktisch war. Die Zeit blieb stehen, nicht ich
holte ihn ab. Nein , er holte mich ab jedes Mal. Und es war schön, auch wenn es nur eine Stunde
war (länger ging meistens nicht, denn so viel Ausdauer steckte dann bei ihm auch nicht mehr drin ):
er war glücklich und ich auch. Größtenteils ging meine Mutter mit ihm , aber ihr ging es genauso.
Er war immer mit jedem dabei: Hausmeister beim Gartln, zur Raucherpause mit den Pflegepersonal
und was weiß ich noch alles.
Letze Woche dann musste das Heim wegen Quarantäne geschlossen werden. Ich bin überzeigt, das
Heim kann da nix dafür. Das ganze Jahr wurde da peinlichst darauf geachtet, dass alles eingehalten
wurde. Komisch doch, dass eine Woche nach dem das Impfteam da war ein, Ausbruch stattfand. Ich
weiss es ja nur vom Hörensagen, aber von den Initial 6 positiven waren 5 sogar das dritte Mal geimpft.
Und leider kam es dann wie es wohl kommen musste. Demente ohne Ansprache von Kontaktpersonen
werden unruhig verwirrt (nicht dass sich keiner gekümmert hat bei Gott nicht, aber alle sahen aus wie in
einem Ebola Ausbruchsgebiet), er stürzte und brach sich den Oberschenkelhals. Mit dieser Notfallindikation
kam ihr des Nachbarlandkreis Krankenhaus. Und ab diesen Zeitpunkt begann die fahrlässige
Körperverletzung mit Todesfolge. Für mich Mord! Das Thema war gar nicht die Fraktur, nur wie man so
unverantwortlich sein kann so einen Menschen nicht zu impfen. Im Entlassbrief stand, "beginnendes
Multiorganversagen wegen Covid 19 Infektion. Wohlgemerkt, im Heim hatte er keinen Sauerstoff, er war fit
und machte alles alleine, zu Fuss etc. . Der Arzt meinte dann, durch die Blume wie blöd man den sein kann,
und selber schuld, und wir wären schuld dass es sich jetzt hier in einer "Lebensbedrohten Situation " befindet.
Ich habe ihm dann gesagt, dass ich in meiner Laufbahn als Rettungsassistent schon so viele Oberschenkelhalsbrüche
gefahren habe und da nie ein Polytrauma dabei war. Hätte man früher aus so was ein Polytrauma gemacht,
wäre man die nächsten 3 Monate nur KTW gefahren. Da der Arzt dann wohl merkte , dass das bei mir nicht
funktioniert, schwenkte er um und alles ging ganz schnell. Um 12 Uhr war mein Opa operiert , bekam ein
neues Hüftgelenk und sollte gleich wieder aufstehen und mobilisiert werden. Sagte er . Ja aber wurde nicht
gemacht, denn er kam auf die Covid Station. Und die haben ja "so viel Arbeit" dass sich da nur mit Morphingabe
helfen konnten, damit der Patient a ruh gibt. Auf Nachfrage ging es im Am Sonntag noch gut. Ne sagte die
Schwester Covid ist net sein Problem er schnauft ja super, aber er hat Schmerzen. Besuchen durfte man ihn
nicht, denn es ist ja Panik Corona Zeit. Montag dann der Anruf, er läge im sterben, und wir dürften in besuchen,
denn es dauert nur noch zwei Stunden. Ich wollte nicht dass er als letztes Schlumpf und Schlumpfine sieht, und
das was an diesen beiden Tagen in diesem Krankenhaus abgelaufen ist, war eine Körperverletzung oder
unterlassen Pflegleistung. Wenn jemand es genau wissen will, solle er mich anrufen. Am Dienstag veranlasset
ich den Transport zurück ins Heim. Da war alles geklärt, da er ein Zimmer mit Terrasse hatte, war ein Zugang
von außen isoliert möglich. Alles klappte am Schnürchen, das SAPV Team machte es innerhalb von 3 Std möglich
eine Schmerzpumpe ins KHS zu bringen. Die einzige verständnisvolle Ärztin in dem Haus und ich legten dann
den Subcutanen Zugang. Der Transport lief wie am Schnrrüchen, so dass er um 16 Uhr wieder in seinem Zimmer
lag. Leider aber nicht mehr zu retten. Am 17.11 um 12:45 Uhr verstarb mein Opa mit gut 91 Jahren. Nicht an
Covid, sondern an den Folgen einer Oberschenkelhalsfraktur, die im KHS nahezu nicht Nachbehandelt wurde.
So nach dem Motto, der is ja selber schuld, hätte er sich doch Impfen lassen. Aber das hätte ihm gar nichts
genutzt, denn es wäre alles gleich gelaufen, denn er kam aus einer Quarantäne Zone und ob geimpft oder nicht, e
s wäre genau so verlaufen.
Natürlich, er war 91 Jahre , die Hebamme war nima schuld. Natürlich er hätte auch so umfallen können. Aber jetzt
ist er an Corona gestorben, was einfach nicht stimmt. Und soweit sind wir jetzt. Im des wahnsinnigen Söder Land !
Das sind Jagdszenen. Dass hat alles mit Menschlichkeit, mit der Würde eines oder aller Menschen die das betrifft nicht mehr zu tun.
Ruhe in Frieden Opa Bert.
"....am meisten habe ich von diesem Flusse gelernt, und von Wasudeba, er war ein sehr einfacher Mensch,
Wasudeva,er war kein Denker aber er wusste das Notwendige, so gut wie Gotama, er war ein Vollkommender,
ein Heiliger." .... Auf diesen Boot war ein Mann mein Vorgänger und Lehrer, der hat einfach an den Fluss geglaubt,
sonst an nichts. Er hatte gemerkt, dass des Flusses Stimme zu ihm spricht (..) doch als dieser Heiliger in die Wälder
ging, wusste er alles, wusste mehr als du und ich, ohne lehre, ohne Bücher, nur weil er an den Fluss geglaubt hatte."
Ausschnitt aus Siddartha, von Herman Hesse